Warum ist Bildung für nachhaltige Entwicklung so wichtig?

Bei den UN-Vertragsstaatenkonferenzen wurde immer wieder erfolglos auf die weltweiten dramatischen Veränderungen, auf allen Ebenen unserer Umwelt, hingewiesen. Auch das Scheitern der bisherigen Klimakonferenzen zeigt eindeutig: 
Frühzeitige Umweltbildung ist daher wichtig, denn Menschen haben Probleme in komplexen, dynamisch sich entwickelnden Systemen zu denken.

Was aber beinhaltet der Begriff „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und „biologische Vielfalt“?

Hierbei geht es nicht nur um die altbekannte Umweltbildung, die eindimensional auf die Ökologie, den Schutz der Natur, gerichtet ist, sondern auch Ökonomie und Soziales. Übergreifend kommen die Forderungen nach Generationen- und Verteilungsgerechtigkeit mit den weiteren Bildungsbereichen wie Mobilitäts-, Gesundheits- und Konsumerziehung hinzu. Zu diesem Spektrum zählt auch das „Globale Lernen“, wie Friedenspädagogik und entwicklungspolitische Bildung.

Die Bildungsinitiative der Deutschen Ameisenschutzwarte bezieht sich allerdings vorrangig auf den Bereich der Ökopädagogik und der biologischen Vielfalt.

Durch die Lehrausstellung sollen Schülerinnen und Schüler erkennen, dass der Wert der belebten und unbelebten Natur sich nicht allein im Nutzen für den Menschen beschränkt, sondern vielmehr einen hohen Eigenwert darstellt. Das wiederum fördert eine entsprechende Wertschätzung, die dann sicherlich auch zu einem umweltgerechten Verhalten führen wird.

In dieser Ausstellung wird der Begriff Nachhaltigkeit an vielen Beispielen zusammen mit den Schulklassen erarbeitet, immer dem Alter der Schülerinnen und Schüler angepasst. Es reicht z.B. von der Überfischung der Meere, über Klimakatastrophen, Rodung von Urwäldern (damit Deutschland als größter Abnehmer von Palmöl bedient werden kann), bis zu der Waldbewirtschaftung und die Verarmung in der Agrarlandschaft durch Monokulturen. Am Beispiel der Ameisen kann in dieser Ausstellung für alle nachvollziehbar das komplexe System der belebten Natur vor der eigenen Haustür erklärt werden und jeder wird angeregt, sein Tun zu hinterfragen, vernetzt zu denken, bzw. selbst seinen Beitrag beizusteuern, damit keine Laufmascheneffekte entstehen. Am Beispiel Ameisen/Spechte zeigt die Ausstellung solch einen Effekt. Ameisen sind Hauptnahrungsquelle fast aller Spechtarten. Die Aufzucht ihrer Jungen geschieht in „Spechthöhlen“, die aber nur in alte Bäume gezimmert werden. Spechte nutzen diese aber nur einmal und danach dient sie ca. 50 anderen Arten (Tier- Käfer-, und Pflanzenarten) als Lebens-, Brut-, Schlaf- oder Überwinterungsquartier.Fazit: gibt es viel Nahrung (Ameisen) – gibt es viele Spechte – viele Spechte bauen viele Höhlen (wenn ein Wald mit den entsprechenden Bäumen vorhanden ist) – viele Höhlen erhöhen die Artenvielfalt.

Den Erhalt der biologischen Vielfalt, den Schutz der Lebensräume auch als Lebensaufgabe zu verstehen, ist daher nicht nur eine Frage sachkundiger Information, sondern vor allem eine Frage von Bewusstsein, Einstellung und Verantwortung. Und damit ist es auch eine Frage von Bildung und Erziehung. Die Deutsche Ameisenschutzwarte stellt sich mit ihrer Bildungsinitiative „Faszination Ameisen“ dieser Herausforderung.

Darum sind Ameisen ein überzeugendes Beispiel für Nachhaltigkeit, Vernetzung und biologische Vielfalt.

Ameisen faszinieren uns Menschen seit Urzeiten. Ihre Überlebensstrategien, ihre technisch ausgeklügelten Bauten mit hochwirksamen Belüftungssystemen und einer bewundernswerten Baustatik sind im Tierreich einmalig. Zwar winzig klein, oftmals von uns kaum bemerkt, sind sie die wahren Riesen des Waldes. Der duftgelenkte Staat, ein Superorganismus mit aufopfernder Verteidigungs- und Kampfbereitschaft sowie einer dem Menschen ähnlichen Kriegsführung, lässt eine evolutionäre Meisterleistung erkennen. Der „Sozialstaat Ameisen“ funktioniert so vollendet, weil das Handeln der Individuen von einem vollkommenen Gemeinsinn, von Selbstlosigkeit und Arbeitsteilung geprägt ist.

Text: Gert Habermann

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